Hans Fluri (*1942) ist hauptsächlich Spieler. Mitbegründer und Leiter der Spielakademie in Brienz, der Spielgruppen-Bewegung, von Fünf-Generationen-Projekten und Spielnachmittagen in der Schweiz. Buchautor («1012 Spiele in der Freizeit») und Spieleerfinder (Globi, Jass-Starterset u.v.a.). Quartierplus hat sich mit ihm über seine Leidenschaft und das älterwerden unterhalten.
Das Alter hat in unseren Kulturkreisen nicht immer einen guten Ruf, bzw. wird mit Verlust, körperlichen Gebresten gleichgesetzt und oft gefürchtet. Zu Recht?
Es liegt an den Alten, etwas für ihren besseren Ruf zu tun. Was die Kultur betrifft, leben wir ohnehin in privilegierten Verhältnissen. Wir können lernen, mehr den Käse zu achten und weniger auf die Löcher zu starren.
Was schätzen Sie an der Lebensphase, in der Sie sich im Moment befinden?
Noch habe ich die Chance, die eine oder andere Kleinigkeit in dieser Welt kreativ zu verändern. Ich rechne mehr als je zuvor mit dem Zufall und verlasse mich darauf, dass ich etwas finde, ohne es vorher lange zu suchen.
Was ist heute in Ihrem Leben einfacher als früher?
Das Leben ist mir heute nichts mehr schuldig. So bin ich jetzt etwas gelassener und entspannter als auch schon.
Was ist das Geheimnis Ihrer persönlichen Vitalität?
Spielend Dinge tun, die Energie schaffen, statt Kraft zu kosten.
Wie blicken Sie auf das Vergangene zurück?
Ich bin dankbar für das geschenkte Leben. Auch weil ich Gelegenheit hatte, neben Fehlern das eine oder andre rechtzeitig richtig zu machen.
Was war für Sie wichtig im Übergang zur nachberuflichen Zeit?
Als Dreiundreissigjähriger habe ich mich bewusst für den definitiven Übergang von der normalen Arbeit ins «Hauptsächlichspielen» entschieden. In Biografien zahlreicher kluger Menschen entdeckte ich, dass es im Pensionsalter meist zu spät ist, das zu wählen, was einen wirklich begeistert.
Haben Sie Wünsche, die Sie sich in der kommenden Lebensphase erfüllen wollen?
Ich will viel Zeit mit den Menschen verbringen, die ich liebe. Daneben will ich dazu beitragen, durch eine Lernspielreihe für Klein und Gross die Lücken zu schliessen, welche unser Schulsystem im Rechnen, im Lesen und in der Allgemeinbildung bei manchen hinterlässt. Und es sollte in unserer Kultur selbstverständlich sein, dass in unserem Land ab zehn Jahren alle jassen können und so bei Bedarf jederzeit Anschluss finden.
Was heisst für Sie „gut älter werden “?
Für mich heisst das, sich selbstbewusst nicht zu wichtig zu nehmen und etwas für Andere tun zu können, die bisher weniger Glück hatten.
Sind Sie für etwas in ihrem Leben besonders dankbar?
Dass ich früh genug der Mutter unserer Kinder begegnet bin.
Was bedeutet für Sie «gemeinsam alt» werden? (Familie, Partnerschaft)
Miteinander das Schöne tun, wozu es noch nicht zu spät ist. Das wird weniger dem Zufall überlassen, wenn wir regelmässig gemeinsame (Fest-) Zeit verbringen. Zudem unterstützen die zahlreichen alten (Briefe) und modernen Kommunikationsmittel das gegenseitige Interesse zwischen den Angehörigen.
Wo sind in unserem gesellschaftlichen System Anpassungen notwendig, damit Ihre Generation gut im Alter zurechtkommt?
Persönlich gehe ich davon aus, dass wir dem jeweiligen Lebensalter eine zu hohe Bedeutung beimessen. Menschen von unterschiedlichen Generationen können sich in mancher Hinsicht näher sein, als es Jahrgänger sind. Könnten wir früh lernen, immer wieder intensiv im Moment zu leben, den Augenblick zu geniessen und guten Mutes neugierig zu bleiben?!
Wie gelingt es, die verschiedenen Generationen miteinander in Dialog zu bringen und gegenseitiges Verständnis zu fördern?
Es gilt, den Dialog und das regelmässige Zusammenspiel als Tradition zu pflegen, beispielsweise durch Vereinsanlässe, Gottesdienste oder eine Spielcafé-Initiative. In dieser Hinsicht lehne ich mich an den Kirchenvater Augustinus an: «Mensch lerne Spielen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen!»
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